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Neunte Periode.

General Maison wendet sich zu einem Handstreich gegen Tournay. - Tapfere Haltung der Besagung dieses Plazes. - Blutige Abweisung und Nückzug des General Maison nach Lille.

Um nicht den Faden der Geschichte zu verlieren, müssen wir nothwendiger Weise zu den Operationen des General Maison zurückkehren.

Als derselbe im vollen Bewußtsein seiner neuerdings gehobenen Macht den Rückzug von Gent nach Lille antrat, ahnete er vielleicht nicht, daß man ihm im Vorübergehen die Gelegenheit zu einem Triumphe bieten werde, denn seine strategischen Kombinationen ließen ihn selbst zwar keine Gefahr befürchten, so lange seine drohende Massenaufstellung in Gent uns nöthigte, den Schuß von Brüssel nicht aus den Augen zu verlieren, folglich unsere Kräfte ihm gegenüber noch immer in der Versplitterung zu halten, allein er hatte wohl auch nicht darauf gerechnet, daß eine dieser vereinzelten Abtheilungen es wagen würde, ihm als dem Stärkeren den Weg zu vertreten. Es wird sich späterhin aus dem Zusammenhange des geschichtlichen Verlaufs ergeben, daß er selbst loyal genug war, dem Generallieutenant von Thielmann durch einen an ihn gesendeten Parlamentair den warnenden Wink zu geben, er möge ihn jezt nicht mehr für so schwach halten, als er bisher gewesen, und so zog er unbesorgt und sicher seines Weges bis Courtray, und würde ihn eben so bis Lille fortgesezt haben, hätte sein feuriger Gegner den schlafenden Löwen nicht geweckt und zum Anfall gegen sich selbst gereizt.

Es ist keinem Zweifel unterworfen, daß General Maison, sobald er das Gefecht bei Courtray zu seinem Vortheil entschieden und den Generallieutenant von Thielmann für heute unfähig gemacht sahe, dem eben so nahen als bedrohten Tournay irgend einen

Beistand in der Noth zu gewähren, sich auch sogleich entschloß, mit seiner ganzen siegtrunkenen Macht gegen diesen Plaß zu wenden, um sich seiner durch einen Handstreich zu bemächtigen; deshalb war auch seine Verfolgung Thielmann's nicht so energisch, wurde immer mäßiger und ließ endlich nach, sobald fie Avelghem und dadurch die Absperrung der Straße von Oudenaerde nach Tournay auf dem linken Ufer der Schelde erreicht hatte, um auf diese Weise seine nächsten Absichten zu mastiren.

Es wurde schon weiter oben erwähnt, daß dem heutigen Angriff des General Maison auf Tournay schon Tages vorher, den 30. März, eine ernste Rekognoszirung dieses Plages voranging.

Der Feind fiel früh 8 Uhr mit 600 Mann Infanterie und 100 Pferden, meistens Lanciers, auf die gegen Lille stehenden Vorposten, und da diese durch die Bildung des Operationscorps des Generallieutenant von Thielmann jezt nur noch schwach sein konnten, so gelang es jenen, sie unter Begünstigung eines starken Frühnebels bis unter die Kanonen von Tournay zurückzuwerfen.

Dieser Erfolg der feindlichen Waffen wurde aus einfachen Gründen auch noch durch den Umstand begünstigt, daß dem Oberst von Egloffstein außer den 3 Bataillonen seiner Besagung die zum Vorpostendienst so unentbehrliche Kavallerie fast gänzlich abging, und daß diese nur aus 1 Offizier und 30 Husaren bestand, welche ihm auf sein dringendes Angehen der Oberst von Leyser am 27. März bewilligte, bevor er von Leuze nach Renair und Oudenaerde abberufen wurde.

Oberst von Egloffstein ließ jedoch sogleich aus Tournay die nöthigen Verstärkungen vorgehen, und so gelang es ihnen, die alte Stellung vor Orcq wieder einzunehmen, jedoch hatten jene Abtheilungen bis zum Eintreffen der gedachten Verstärkung einen ziemlich ernsten Kampf zu bestehen, in welchem sie sich insbesondere durch ihre Vertheidigung aus den Häusern der Vorstadt behaupteten, der

die fechtenden Abtheilungen des Oberst von Egloffstein mehrere Todte und eine namhafte Zahl von Verwundeten kostete.

Der Feind, zum Stehen gebracht, zog sich bald nachher bis Marquain zurück, hielt aber dieses Dorf stark besezt und stellte seine Vorposten vor demselben gegen uns auf.

Sein eigener Verlust bei diesem Gefecht war offenbar stärker, als der unsrige, denn er bot in Orcq mehrere bespannte Wagen zur Fortschaffung seiner Todten und Verwundeten auf, für den Rest des Tages aber trat nach Wiederherstellung der alten Zustände auch wieder Ruhe ein.

Die Angriffspläne des Generallieutenant von Thielmann gegen den vermeintlichen Nachtrapp des General Maison, die schon vor seinem Aufbruch von Oudenaerde in ihm gereift waren, veranlaßten ihn, schon den 30. März Abends den Oberst von Egloffstein zu einer Scheindemonstration gegen Courtray aufzufordern, die er mit einem Theil der aus Tournay auszurückenden Besazung den 31. März in dieser Richtung machen sollte, um die offensiven Bewegungen Thielmann's dadurch zu begünstigen, indem er darauf rechnete, daß der Feind dadurch genöthigt werden würde, gegen den Oberst von Egloffstein zu detachiren und sonach bei Courtray sich zu schwächen.

Wie früher erwähnt, bestand die ganze verfügbare Macht des Oberst von Egloffstein nur in folgenden Abtheilungen, als: 3 Bataillone Linieninfanterie: 1 Bataillon Gotha, ́

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30 Pferde der sächsischen 4. Husarenschwadron,

4 Geschüße der belgisch-englischen 9-Pfünder-Batterie, im Ganzen gegen 2100 Mann mit 30 Pferden.

Jener Aufforderung genügend, rückte er auch in der That mit einem verhältnißmäßigen Theil derselben den 31. März früh aus, und nahm, jedoch nicht zu fern von der Stadt, eine Stellung gegen Courtray bei Marquain und Pecq.

Das Kanonenfeuer aus dieser Richtung her lehrte ihn, daß Generallieutenant von Thielmann mit dem Feinde dort in ernste Verwickelung gerathen sei, und dieser Umstand, so wie daß bei der Umgehung der linken Flanke des Generallieutenant von Thielmann von diesem keine direkten Nachrichten über den Stand der Angelegenheiten an ihn gelangen konnten, waren für ihn ein Wink, auf seiner Hut zu sein.

Schon in den ersten Nachmittagsstunden erhielt er von den vorgegangenen Patrouillen die Meldung, daß die Kolonnen des General Maison auf der Straße von Courtray gegen ihn im vollen Anzuge seien, und dies war für ihn das Signal zum schleunigsten Wiedereinrücken und zur Anordnung der stets in Bereitschaft gehaltenen Vertheidigungsmaßregeln des Plages, so weit sie nach seinen schwachen Kräften für die Ausdehnung der Werke der bedrohten Fronte des linken Scheldeufers zureichten.

Zu diesem Ende wurden anfänglich nur die 2 Bataillone Anhalt - Dessau - Köthen auf denjenigen Punkten des Walles zur Vertheidigung aufgestellt, vor deren Front man den nächsten Angriff erwarten konnte, das Bataillon Gotha aber wurde bis dahin in Reserve auf dem Markte gehalten. Die 4 Geschüße der 9-Pfünder-Batterie standen auf den schon früher bestimmten Punkten der Bastionen bereit.

Um 5 Uhr mit der Spize seiner Kolonnen vor Tournay angelangt, gab General Maison nach vorangegangener kurzer Rekognoszirung den Befehl zum Angriff, der mit ziemlicher Keckheit und unbegreiflicher Weise ohne Leitern oder sonstige nothwendige Veranstaltungen in Kolonnen auf das Thor von Lille oder sept fontaines gerichtet war, aber durch das Feuer der auf den Wällen stehenden Infanterie, unterstüßt durch die wenigen Geschüße, unter blutigen Verlusten glücklich abgewiesen wurde.

Zum Glück für das bedrängte Detachement des Oberst von Egloffstein war kurz vor den feindlichen Kolonnen das von Gram

mont kommende (I.) Bataillon des 1. Linienregiments unter dem Major von Larisch in Tournay eingetroffen und wurde augenblicklich zu dessen kräftiger Vertheidigung in Thätigkeit gesezt, durch diesen glücklichen Umstand aber der Muth der Besaßung in erfreulicher Weise gehoben. *)

Nach Abweisung dieses ersten Sturmes ließ General Maison seine Batterien gegen die Stadt aufführen und ängstigte dieselbe einige Stunden lang durch das Feuer seiner Wurfgeschoffe, eine andere Batterie aber ließ er gegen das Thor von Lille richten, um durch die zerstörende Wirkung der Kugeln gegen dasselbe einen zweiten Versuch vorzubereiten, da indessen die Dämmerung vorgeschritten war, so begünstigte sie zu unserm großen Vortheil einen Irrthum des Feindes, der einen neben dem Thor in der Umwallung stehenden Thurm für dieses selbst und deshalb ihn zum alleinigen Ziel nahm, wodurch die Vertheidigungskräfte desselben verschont wurden.

Durch dieses Zwischenspiel hatte der Feind so viel Zeit gewonnen, um die zu einem abermaligen Sturm erforderlichen Leitern. aus den nächsten Höfen oder Dörfern in Eile herbeizuschaffen und schritt nun ohne Verzug zur Ausführung desselben, zu dem die Sturmkolonnen mit blinder Keckheit ihren Anlauf nahmen, der sich aber dieses Mal nicht allein auf das Thor von Lille beschränkte, vielmehr auf sämmtliche 4 Thore auf der Fronte des linken Scheldeufers erstreckte, und auf diese Art die Aufmerksamkeit der Vertheidiger und ihre Kräfte auf eben so viel Punkte versplitterte.

Ueberall versuchte der Feind die hier und da an sich sehr niedrigen Verdämmungen des Walles zu ersteigen, aber mit gleicher

*) Kaum war dieses Bataillon in Tournay eingerückt und hatte sich an die Stelle des zur Vertheidigung des Walles vorgezogenen Bataillon Gotha auf dem Marktplatz in Reserve aufgestellt, so wurde eine Division desselben zur nöthigen Unterstüßung dieses leztern eiligst vorgerufen, und stellte so, im Laufe auf den Wall springend, nach wenigen Augenblicken das Gefecht auf einem der bedrohtesten Punkte wieder her.

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