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stehende 800 Mann starke Besazung allarmirte und dabei zwei bewaffnete Bürger als Gefangene einbrachte.

Durch diese raschen Bewegungen vorwärts war man abermals aus allen Verbindungen mit dem Nordheere Blüchers, folglich auch mit dem dritten Armeecorps des General von Bülow gekommen, welches seit der Schlacht bei Laon mit jenem vereint geblieben war. Zwar wußte man, daß General von Bülow die Bestimmung erhalten hatte, gegen Soissons vorzurücken, doch erschwerten die häufig von feindlicher Seite beseßten Uebergänge über die Dise und die überall auftauchenden bewaffneten Banden der „Blaukittel“ die Verbindung mit jenem Heere ungemein und nöthigten die mit Rapports und Depeschen abgehenden Ordonnanzen stets zur Vorsicht und häufig zu den größten Umwegen, um die Hauptnester derselben zu vermeiden.

Der Oberst von Geismar ging daher den 20. März bis nach Montdidier zurück und blieb daselbst bis zum 21. stehen.

Dieses mehrtägige Verweilen in einer Stadt von mindestens 4000 Einwohnern, auf dem halben Wege von Amiens nach Compiegne, in einer Umgebung, die gut napoleonistisch gesinnt und zum Aufstand gereizt war, hatte für das Streifcorps den Nachtheil, daß die feindlich gesinnten Parteien die numerische Schwäche desselben bald wahrnahmen und deshalb immer dreister wurden.

Die ausgesendeten Sicherheitspatrouillen durften es ungestraft fast nicht mehr wagen, sich einem Dorfe, einem Gehölz oder Defilé zu nahen, wenn sie nicht in ein Versteck der aufgeregten bewaffneten Landbewohner fallen wollten und zu verschiedenen Malen wurde es nothwendig, stärkere Abtheilungen zu ihrer Aufnahme nachrücken zu lassen. Dennoch war es vor der Hand noch nicht an der Zeit, diese Aufwiegler zur Strafe zu ziehen, da man einer solchen Maßregel im Bewußtsein der eigenen Schwäche nicht den gehörigen Nachbruck geben, wohl aber das Uebel hätte verschlimmern, viel

leicht aber gar durch tollkühnen Andrang großer Massen zum Rückzug hätte genöthigt werden können.

Die Atmosphäre des Streifcorps glich einer solchen, wie sie durch mehrere schwüle Sommertage erzeugt wird. Das gleichsam selbst heraufbeschworene Ungewitter sollte sich endlich am 24. März gegen dasselbe entladen. Eine feindliche Abtheilung von 200 Lanciers und 400 Mann Infanterie rückte auf der Straße von Amiens heran und wurde durch einen Haufen von 2 bis 3000 Mann bewaffnetes Landvolk unterstüßt.

Oberst von Geismar ging derselben mit allen verfügbaren Truppen entgegen, entschlossen, sie mit aller Energie anzugreifen; sein Sechspfünder leistete ihm dabei die besten Dienste, denn der Feind, der selbst keine Geschüße bei sich führte und dasselbe wahrscheinlich auch im Betreff des Streifcorps vorausseßte, wurde durch den eben so unerwarteten als richtigen Gebrauch desselben unsererseits auf die nachdrücklichste Art aus seinem Irrthum geriffen, in-dem Oberst von Geismar dasselbe maskirt durch einen in Front dicht geschlossenen Trupp vorgehen, und dann plößlich in der wirksamsten Schußweite mit Kartätschen gegen die feindlichen Massen spielen ließ.

Durch diesen Erfolg glückte es ihm, jene Kolonne unter großen Verlusten bis zum Städtchen Moreuil zurückzudrängen, ja es würde ihm vielleicht gar gelungen sein, fie gänzlich aufzureiben oder wenigstens zu zersprengen, wenn ihm die Umstände erlaubt hätten, sein Ziel mit dem bewährten Nachdruck weiter zu verfolgen.

Da man indeffen zur Behauptung von Montdidier nur eine schwache Abtheilung hatte zurücklaffen können, und jezt die Meldungen eingingen, daß von Clermont und Beauvais stärkere feindliche Trupps gegen diesen Punkt vorrückten, so übertrug Oberst von Geismar dem Major von Fabrice die weitere Beobachtung des, auf dieser Seite bereits geschlagenen Feindes, und wendete mit dem größten Theil seiner Streitkräfte ohne Zeitverlust um, in der Ab

sicht, jenen aus der entgegengesezten Richtung her drohenden Doppelangriff von Montdidier zu begegnen.

Bevor er jedoch die Stadt zu erreichen vermochte, vernahm er, daß der Feind ihm in der That zuvorgekommen war und die diesseitige schwache Besazung herausgeworfen hatte. Er begnügte sich daher damit, auf einem vor der Stadt gelegenen Plateau eine Aufstellung zu ́nehmen, und dieselbe aus seinem Geschüß kanoniren zu lassen. Die feindliche Infanterie ließ sich jedoch dadurch nicht verlocken, aus ihrer in der Stadt genommenen und für wohlgesichert gehaltenen Aufstellung hervorzugehen, und überließ ihrer Kavallerie die Sorge, den Angriff des Streifcorps im Schach zu halten, wobei es zu einigen partiellen Gefechten kam und 6 französische Kürassiere zu Gefangenen gemacht wurden.

Eingegangene neuere Nachrichten bestätigten, daß endlich noch eine dritte feindliche Kolonne von Compiegne aus sich gegen Montdidier in Bewegung gesezt habe, jedoch bei Cuvelly stehen geblieben sei, weil eine am Morgen dieses Tages auf dieser Straße vorgegangene, aus 40 Pferden, Husaren und Kosacken bestehende Rekognoszirung ihr wahrscheinlich Besorgnisse gegen ein weiteres Vorrücken eingeflößt hatte. Jene Rekognoszirung hatte den Auftrag, mit dem Zuge in dieser Richtung zugleich den Telegraphen auf dem Plateau bei Belloy zu zerstören, und obschon sie bei diesem Vorhaben durch den unerwarteten Angriff von Seite einiger Gensd'armen gestört wurde, führte sie es dennoch aus, und ohne von jener feindlichen Kolonne im mindesten beunruhigt worden zu sein, traf sie bei ihrer Rückkehr nach Montdidier zufällig in dem Augenblicke wieder ein, als das Streifcorps, der feindlichen Uebermacht weichend, den Rückzug nach Roye antreten wollte, erhielt aber nun die Weisung, in Verbindung mit einer herangezogenen Feldwache den Nachtrapp des Ganzen zu bilden, jedoch bevor sie den eigenen Rückzug antrete, die Vorstadt in Brand zu stecken, als eine Strafe da

für, daß die Bürger von Montdidier auf eine Patrouille aus den Fenstern geschossen, die ihren Rückzug durch die Stadt nahm.

Bei der drohenden Nähe des überlegenen Feindes konnte diesem Befehle nur dadurch genügt werden, daß man einige Feuerbrände auf die nächsten Dächer schleuderte, ein Versuch, der aber ohne Erfolg blieb, denn des Feindes Kavallerie rückte mit großer Ueberlegenheit aus der Stadt an, und drohte jenen Nachtrapp vom Streifcorps abzuschneiden, weshalb er den eigenen Rückzug ohne Säumen anzutreten gezwungen war.

Allgemeines Sturmlauten in den umliegenden Dörfern, zahlreiche Allarmfeuerzeichen u. s. w. gaben den Bewohnern der Umgegend das Signal, gegen das Streifcorps zu den Waffen zu greifen und jedes Gebüsch, jeder Hohlweg diente ihnen als sicheres Versteck, um den Marsch desselben durch ihre Flintenkugeln zu beunruhigen. Eine diese Nacht charakterisirende egyptische Finsterniß, ein wie gewöhnlich von Nachtmärschen unzertrennliches Stocken der vordern Abtheilungen, wodurch in der Regel die Unruhe des Trosses bei den hintern Abtheilungen gesteigert wird, das Prellen der, meistens von befreiten Gefangenen geführten Handpferde, die von jedem feindlichen Schufsse gescheucht, bald rechts, bald links aus der Kolonne wichen und dadurch nicht selten in die Mitte der das Corps von allen Seiten umschwärmenden feindlichen nationalpolnischen Reiterabtheilungen geriethen, machten diesen Nachtmarsch mit seiner babilonischen Sprachverwirrung zwischen französisch-polnischen Feinden und befreiten englisch-spanischen Gefangenen zu einem der unbehaglichsten, die je von einer im Rückzug fechtenden Truppe bestanden wurden.

Der Feind ließ zwar in der Heftigkeit der Verfolgung nach und gab sie endlich bis gegen Mitternacht vollständig auf, so daß das Streifcorps den 25. März mit Tagesanbruch, allerdings nicht ohne manchen Verlust, Roye erreichte und hier für den nächsten Tag stehen blieb.

Unser Verlust bei den Gefechten des vergangenen Lages und während des nächtlichen Rückzuges wurde auf 1 Todten und 2 Verwundete angegeben.

Der Oberst von Geismar, der schon viele Beweise von der Humanität eines edlen Kriegers gegeben, und namentlich gegen Aufwiegler oft Gnade vor Recht hatte ergehen lassen, fühlte sich jezt aber veranlaßt, an der Gemeinde des Dorfes Bouchier *) ein Beispiel kriegerischer Strenge ergehen zu lassen. Es war hier während des nächtlichen Rückzuges eine Seitenpatrouille des Streifcorps angegriffen und gemißhandelt worden. Um den durch diese Gewaltthätigkeit herausgeforderten Strafakt zu vollziehen, ließ der Oberst von Roye aus ein Detachement von angemessener Stärke dahin abgehen und das Haus des Maire, der sich aber in Zeiten geflüchtet hatte, niederbrennen, übrigens aber Alles, was sich von den Einwohnern mit den Waffen in der Hand blicken ließ, rücksichtslos niederhauen.

Im Einklange mit den Fortschritten der Nordarmee rückte das Streifcorps am 27. März abermals gegen Montdidier vor, das der Feind eingezogenen Nachrichten zufolge wieder verlassen haben sollte. Bei der Annäherung desselben entfernte eine dort noch verweilende Abtheilung feindlicher Kavallerie sich eiligst, es wurde aber sogleich Jagd darauf gemacht und ihr mehrere Gefangene abgenommen.

In Montdidier herrschte beim Einrücken des Corps Bestürzung und tiefe Stille; die Mehrzahl der Einwohner, strenges Gericht des Oberst von Geismar fürchtend, hatte sich in die benachbarten Wälder geflüchtet oder hielt sich sonst in Schlupfwinkeln ihrer Häuser verborgen, doch ertheilte derselbe auch dieses Mal eine allgemeine Amnestie, und diese, so wie eine am heutigen Tage strenger als jemals aufrecht erhaltene Mannszucht erweckte auf's

*) Bouchier (?), oder vielleicht Boissière.

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