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Ηλεκτρ. έκδοση

Der Lauf der Schelde, hier kanalförmig gebildet, theilt diese Stadt genau in zwei Hälften, die öftliche auf dem rechten, die weftliche auf dem linken Ufer. Neben ihrem Eintritt in die Stadt oberhalb auf dem letgenannten Ufer liegt die aus 5 Bastionen bestehende Citadelle, mit Ausnahme ihres etwas in Verfall gerathenen Zusammenhanges mit der Stadt noch im leidlichen Zustande; sie dominirt die Stadt vollkommen, wird aber von einigen der vorliegenden Umgebungen selbst etwas überhöht, und würde zu einer nachhaltigen Vertheidigung einer Besagung von 3000 Mann bedürfen. Die Werke der Stadt selbst, ursprünglich der ältesten Art mit schlechter Seitenvertheidigung, aus einer mit ausspringenden niedrigen halbrunden Thürmen versehenen Mauer bestehend, später durch Anschüttungen auf der Rückseite in einen Erdwall verwandelt und durch rund herum laufende vorgelegte Außenwerke immodernen Styl verstärkt, jedoch nur stellenweise in den niedrig gelegenen Theilen im Graben mit einer schmalen nassen Cuvette, würde bei vollständiger Bewaffnung mit der Citadelle eine Besazung von 10,000 Mann mit 100 Kanonen erfordern, jezt aber noch für fähig befunden, einem vorübergehenden feindlichen Angriffe von kurzer Dauer zu widerstehen, wenn man über eine Besazung von mindestens 3 Bataillonen mit einer Feldbatterie verfügen könne, die sich im äußersten Falle in die Citadelle werfen würden.

Die Stadt zählte auf dem rechten Ufer drei, auf dem linken aber vier Thore, welche lettere die Namen: porte de Valenciennes, porte de Martin, porte de Lille und porte de Courtray oder sept fontaines trugen, sämmtlich gemauert und überwölbt, mit Ausnahme des leztern, welches einen offenen Eingang hatte, und nur durch eine vor kurzem erst aufgeworfene Traverse gedeckt war.

Die Verbindung beider Hälften der Stadt ist durch mehrere steinerne Brücken über die Schelde gesichert. Die Brücken der nächsten Nachbarschaft über diesen Fluß ober- und unterhalb Tournay hatte der Feind vor seinem Abzuge nach Lille sämmtlich zerstört,

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doch wurden sie leicht wiederherstellbar befunden, ebensowohl als es in der Stadt und sonst auf der Schelde an zahlreichen Fahrzeugen zum Ueberseßen nicht fehlte.

Hier nun nicht minder als in Mons wurde ohne Verzug Hand ans Werk gelegt, die Zugänge zu allen Thoren, insbesondere auf der dem Feinde zugekehrten Front gesichert, die Lücken in der Umwallung ausgefüllt und unter der Oberleitung des Hauptmanns Plödterll vom Generalstabe alles so weit wieder in den Vertheidigungsstand zu feyen gesucht, als es die Zeit, die aufgebotenen Kräfte und die Jahreszeit gestatteten.

Da endlich die Ausrüstung der Truppen bis zu ihrem Aufbruch aus dem Vaterlande aus Mangel an Zeit und bei der ungemein großen Erschöpfung aller finanziellen und materiellen Kräfte nur auf das Nothwendigste hatte beschränkt werden müssen, die Bekleidung der Mannschaften daher noch vieles zu wünschen übrig ließ, bei vielen namentlich die Mäntel fehlten und eine nicht unbedeutende Anzahl der Soldaten sogar in leichten Sommerpantalons marschiren mußten, so konnte es nicht fehlen, daß die anstrengenden Märsche im rauhen Klima Hollands die Zahl der Kranken augenscheinlich vermehrten. Gleichen Anstrengungen erlagen auch viele Pferde der Kavallerie, die zum Theil als junge Remonte im Lande aufgekauft, früher aber im Vorspanndienst der Kriegsfuhren abgetrieben und schlecht genährt, den Kern nicht haben konnten, den die ältern, durch die Gewöhnung an Kriegsfatiguen schon abgehärteten Pferde im Vergleich mit jenen wirklich hatten.

Es wurde deshalb für die Kranken anfänglich in Breda ein kleineres, später aber in Löwen ein großartiges Militairhospital, sowie in Breda unter Aufsicht eines Stabsoffiziers der Kavallerie *) ein Depot für die maroden Pferde eingerichtet, lezteres aber späterhin nach Brüffel verlegt, um der Armee näher zu sein, zugleich

*) Major von Nostig vom Kürasfierregiment.

aber auch, um den Kommandanten dieses Depot bei der Uebernahme der in Brüffel ausgeschriebenen größern Lieferung von mehreren hundert Pferden zur Ergänzung der fächsischen Kavallerie und des Trains mitwirken zu lassen.

Auch in Ansehung der Munition hatte der mobile Reservepark vorläufig nur mit einer einfachen Ausrüstung versehen werden können, und da das dritte deutsche Armeecorps schon jezt am Vorabend der Feindseligkeitseröffnungen stand, bevor noch an das rechtzeitige Eintreffen des großen Parks gedacht werden konnte, so wurde schon während des kurzen Aufenthaltes in Breda die Einrichtung eines Munitionslaboratorio angeordnet, und die Leitung desselben dem Artillerie-Premier-Lieutenant von Hanmann übertragen, dem dazu nur wenige Arbeiter von der Artillerie zugewiesen werden konnten, weshalb deren Zahl bei der Dringlichkeit des Bedarfs durch kommandirte Mannschaften von der Infanterie ergänzt werden mußte.

Die Aufgabe dieser lezteren, des Artilleriedienstes ganz unkundigen Leute war zunächst die, sich auf die Umarbeitung der für unfer Kaliber nicht passenden Infanterie- und Kavalleriepatronen einzurichten, die auf Antrag des Herzogs dem dritten deutschen Armeecorps aus den Plägen Delft, Helvoetsluis und Willemstadt überlassen wurden, und die beiläufig bemerkt aus 200,000 französischen, 150,000 englischen Infanteriepatronen und 136 Centner losen Pulver bestanden. Hierbei ist zu erwähnen, daß sich die so eben gedachte Umarbeitung vorzugsweise auf die englische Gewehrmunition erstreckte und sogar das Umgießen der für unser Kaliber zu großen Kugeln erforderte, eine Nothwendigkeit, die bei unzureichenden und größtentheils erst zu beschaffenden Hülfsmitteln an Laborirgeräthe die Sache vielfach erschwerte, und gegen alle Berechnung verzögerte.

Jenes gefürchtete spätere Eintreffen des großen Parks hatte auch während des Marsches durch Holland den Artillerie-Kommandanten Oberstlieutenant Raabe veranlaßt, die vielleicht nöthig wer

dende Ergänzung an Eisenmunition vorzusehen, und deshalb beim Herzog den Abschluß eines Lieferungskontrakts auf Grenaden, Kanonen- und Kartätschenkugeln mit einer Eisengießerei zu Ysselburg bei Geldern zu beantragen, der auch bewilligt, aber späterhin bei der unerwartet glücklichen Wendung der politischen Ereignisse als unnöthig mit angemessener Schadloshaltung des Lieferanten wieder rückgängig gemacht wurde.

So standen in diesem Augenblicke die Angelegenheiten beider sich beobachtenden Gegner. General Maison, vollständig gesichert innerhalb der Linie seiner Festungen, konnte jede Blöße ruhig abwarten, die wir, ihm gegenüber, geben würden, und um ihm rechtzeitig ins Tempo hauen zu können, war es um so dringender nothwendig, seine Klinge stets an der unsrigen zu fühlen. Ihm war es leichter gemacht, uns durch kleinere Demonstrationen bald auf diesem oder jenem Punkte zu reizen, und die Aufmerksamkeit dahin zu ziehen; dennoch durfte man sich durch solche Finten nicht aus der Fassung bringen lassen, und hatte namentlich die Reserven in steter Bereitschaft zu halten, um sie nach Umständen rasch auf die bedrohten Punkte vorzuschieben, denn aus allen bisherigen und folgenden Operationen des feindlichen Generals ging klar hervor, daß er bei der unvollkommenen Beobachtung des linken Scheldeufers von Gent aus mit der Besaßung von Antwerpen stets ein geheimes Einverständniß zu erhalten wußte, und daß die Ausfälle derselben nach dem rechten Ufer fast immer gleichzeitig mit seinen offensiven Bewegungen stattfanden.

Unter diesen Umständen konnte daher nichts wünschenswerther sein, als daß die erwarteten Verstärkungen des dritten deutschen Armeecorps so bald und so zahlreich als möglich eintreffen möchten, da unserm Gegner sogar die Freiheit gestattet war, durch gleichzeitiges Heranziehen verhältnißmäßig starker und dort entbehrlicher Abtheilungen aus dem großen Kreise der ihn umgebenden Festungen sich auf einen respektabelern Fuß zu sehen, als der war, auf dem

wir uns bis zu diesem Augenblicke selbst befanden, und mit solcher Macht auf unsere zerstreuten Kräfte zu fallen, Ereignisse, die, wo nicht gänzliche Aufreibung derselben, doch stets einen höchst entmuthigenden moralischen Eindruck auf die Provinzen würden zur Folge gehabt haben, die wir, kaum dem Feinde entrissen, jezt gegen seine drohende Wiederkehr decken sollten.

Die Ankunft der Thüringisch - Anhaltischen Division unter dem Prinzen Paul von Würtemberg stand bevor, und ihr Rheinübergang den 12. Februar bei Duisburg war durch den Generalgouverneur von Minuth von daher gemeldet worden. Der Herzog schickte ihr einen Offizier entgegen, um nähere Nachrichten einzuholen und der Kolonne die bestimmte Richtung zu geben. Aus den eingehenden Rapports leuchtet hervor, daß die Bataillone dieser Division zwar aus kräftigen Elementen gebildet, gut equipirt, aber mangelhaft bewaffnet, fast noch gar nicht eingeübt und zum Theil mit jungen noch unerfahrenen Offizieren unzureichend ausgestattet, durch forcirte Tagesmärsche aber ohne dringenden Grund selbst bis zu fünf Meilen, stark angegriffen waren, und in Folge dessen über 200 Mann Marode und Kranke hatten zurücklassen müssen.

Obschon dem Armeecorps hierdurch ein baldiger Zuwachs in Aussicht gestellt war, so befriedigten doch die vom Generallieutenant von Thielmann aus Sachsen eingehenden Rapporte keinesweges den Herzog, denn nach dessen individueller Ansicht hatte der erstgenannte die Verpflichtung übernommen, 10 Bataillone und 4 Schwadrone und nicht, wie angekündigt, blos 7 Bataillone und 1 Schwadron mit der ersten Ergänzungskolonne den sächsischen Truppen zuzuführen, und machte es ihm noch übrigens zum bittern Vorwurf, um 10 Tage später im Lande aufgebrochen zu sein, als es bestimmt war. Mit dem vollen Gewicht des Ausdrucks, wie er nur immer einen General en chef seinen Untergeordneten gegenüber zu Gebot steht, und noch dazu, wenn er Herzog ist, gab er ihm seine höchste Verwunderung und sein Mißfallen über diese Versäumnisse zu er

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