Εικόνες σελίδας
PDF
Ηλεκτρ. έκδοση

Ihr Grün bewahrt beständig die Cypresse,
Ob sie dem Herbststurm, ob dem Alter nah;
Niemals verliert sie ihre düstern Blätter,
Ein Bild der Trauer, steht sie ewig da.

Regaldi.

Daphne (Seidelbast).

Wenige kennen den hübschen, eleganten Strauch, der diesen Namen trägt, und kaum haben ihn viele Dichter gesehen, welche ihn nach der mythologischen Fabel, die ihm die Weihe gab, besungen haben. Er ist den meisten auch deshalb unbekannt, weil nicht jeder Alpinist genug sein dürfte, um ihn in den düstern Alpenwäldern oder auf den steilen Abhängen der Mittelmeerküste aufzusuchen.

In verschiedenen Landschaften Liguriens haben die Seefahrer und Landleute ihn weder bewundert, noch auch nur den köstlichen Duft genossen, den die Blüten der Daphne entsenden; wohl aber verstehen sie, die Blätter zu sammeln, zu trocknen, zu pulverisieren, um dieselben sodann den Speisen einer verhaßten Person beizumischen, nicht um diese zu töten, sondern um sich den häßlichen Spaß zu machen, sie zugleich die Unannehmlichkeit der Seekrankheit, sowie die eines unerwünschten Purgativs fühlen zu lassen. Die verborgenen ästhetischen Reize entgehen den meisten, nur das Wohlgefallen am Bösen ist Allgemeingut.

Für den, der ihre giftigen Eigenschaften nicht kennt, bietet die Daphne ihr herrlich grünes Laub

zur Betrachtung, ihre kleinen dichten Zweige und ihre Blüten, welche einen scharfen, dauernden, durchdringenden Duft besigen.

Die indische Daphne, die wir in unsern Treibhäusern ziehen, ist eine wahre Wonne für Auge und Geruch. Sie hat nur die Größe eines Bäumchens, ohne zwerghaft zu sein; sie besitzt Eleganz ohne Maniriertheit, und wenn sie auf ihren hundert Zweigen die Sträuße ihrer weißroten Blüten häuft, scheint sie mit unbedachter Verschwendung die Wonnen der Schönheit und des Duftes uns darzubieten. Außerdem hat sie das seltne Verdienst, vom Dezember bis zum März zu blühen.

Wenn draußen vor eurem Fenster der Wintersturm heult und von einem bleiernen Himmel die großen Schneeflocken herniederwirbeln; wenn ihr das dringende Bedürfnis empfindet, euch in den Ofenwinkel zu verkriechen oder in die weichen Kissen eines Großvaterstuhls: dann stellt einen Strauß von Daphnen auf euern Tisch, und ganze Wochen hindurch wird er euch seine wonnigen Kelche öffnen und die Winterluft ohne Licht und Wärme mit einem balsamischen Gruß aus Indien erfüllen; aus Indien wo man die Kälte nicht kennt, und wo das Leben in der Flamme einer immerwährenden Wärme und Fruchtbarkeit brennt.

Jch, o, Daphne, bin deine griech'sche Schwester,
Die zum Peneus floh einst als blonde Jungfrau.
Gestern grünt' ich noch als ein Bäumchen auf der
Appischen Straße.

Zwischen Steingeröll und zerbrochnen Säulen,
Unter trübem Himmel mir träumt' von einem
Unbekannten Grab auf dem Bergesgipfel,
Und ich sah um mich.

Und ich sah die blauenden Höhn von Latium;
Windhauch kam von Tivoli sanft herüber,
Und ich neigt' mich, flüsternd des Horatius
Glänzende Oden.

Auch die Vögel hörte ich, wie sie hüpften
In der kalten Luft auf den nackten Zweigen,
Um den Mai und Rosen und Sonn' und Lieder

Klagend in Sehnsucht.

Carducci.

Also der Gott und das Weib, die vor Angst hinstürmen und Sehnsucht.

Doch der Verfolgende rennt, wie mit Amors Fittichen fliegend, Schneller daher und versaget ihr Ruh'; schon nahe dem Rücken Hängt er und atmet den Hauch in die fliegenden Haare des Nackens.

Jeht, nach geschwundener Kraft, erblaßte sie, matt von der Arbeit

Jenes geflügelten Laufs und schauend die Flut des Peneos: „Rette mich,“ rief sie, „0 Vater, wenn Macht euch Ströme beseelet!

Du, wo zu sehr ich gefiel, zerspalte dich unter mir, Erde! Oder verwandele diese Gestalt, die mir Kränkungen bringet!" Kaum war geendet das Flehn, und gelähmt erstarren die Glieder.

Zarter Bast umwindet die wallende Weiche des Busens; Grün schon wachsen die Haare zu Laub und die Arme zu Üsten;

Auch der so flüchtige Fuß klebt jezt am trägen Gewurzel, Und ihr umhüllt der Wipfel das Haupt: nur bleibt ihr die Schönheit. Phöbus liebt auch den Baum, und mit angelegeter Rechte Fühlet er noch aufbeben in junger Rinde den Busen.

Und mit zärtlichen Armen die Äst' als Glieder umschlingend, Reicht er Küsse dem Holz; doch entflieht vor den Küssen das Holz auch.

Jeho sagte der Gott: „Da du mein als Gattin nicht sein kannst, Wenigstens sei als Baum du die Meinige!

Ovid, Verwandlungen. Buch I. (Voß.)

Distel.

Die Distel gehört zu den grotesken Schönheiten, sowohl wegen des Kontrastes der Farben und Formen, wegen der zahlreichen Dornen, womit Stengel, Blätter und Blüten bewaffnet sind, wie auch wegen der Umgebung, welche sie bevorzugt. Sie wächst fast immer zwischen Ruinen, Mauerspalten oder auf unfruchtbarem Boden und sucht Gemeinschaft mit der Nessel und dem Gänsefuß: Pflanzen, welche stechen oder Pflanzen mit unangenehmem Geruch. Sie verschmäht den sanften, freundlichen Boden und die Gesellschaft der Veilchen wie des Wintergrüns; sie erschricht nicht vor dem Rascheln der Lacerten, Eidechsen und Schlangen, die zwischen ihren dornigen Stengeln leichte und erwünschte Zuflucht finden. Sie bedarf der Steine, Kräuter und Tiere, die ihr ähneln in düsterer Wildheit, in der drohenden, wüsten, ungastlichen Physiognomie.

In dieser dieser traurigen Gesellschaft herrscht die Distel als absoluter Souverän; stolz erhebt sie das Haupt über das kleinere Gesindel. Sie hat zu=

Mantegazza, Physiologie des Schönen II.

6

sammengekrümmte, unförmliche, oft mit gelblichen Flecken besprenkelte, stachelborstige Blätter; die Stengel sind noch rauher als die Blätter, welche dich keine Blume pflücken lassen, ohne dich zu stechen oder gleichsam wie mit Zangen oder anderen eisernen Werkzeugen, womit sie die Vipern und Kröten verwunden, über dich herzufallen. Sie braucht weder Schatten noch erfrischenden Regen; hart, rauh und stark, gedeiht sie in den Gluten der Hundstage und unter der Last des Staubes um so schöner und stolzer, je mehr die Ruinen ihr die Wurzeln be= schränken, je mehr die Elemente des Himmels und der Erde, als Freunde oder Feinde, auf sie lospeitschen. Zwischen ihren gelbgrünen, flechtenartigen, kornblumenähnlichen Blättern erhebt sie ihre blutroten, aber doch schönen Blumen, deren Kronenblätter das einzig Sanfte und Weiche an ihr sind, und zwischen denen auch sie, in einem Nestchen von Sammet, ihre Hochzeit feiert. Sie weiß nur zu wohl, daß dieje ihre Blumen niemals den Busen eines Weibes schmücken oder in einem Bouquet Staat machen werden. Sie ist sich selbst genug und läßt sich niemals von einer Menschenhand oder dem Rüsselchen eines Schmetterlings liebkosen; sie ist mit sich selbst ganz allein zufrieden. Wenn die Flammen ihrer blutroten Blüten erloschen sind, entsendet sie seidene Flocken zum Himmel, ihren Samen, und läßt sie vom Winde zerstreuen; so wandern sie in die Weite, um neue Ruinen aufzusuchen, neue

« ΠροηγούμενηΣυνέχεια »