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Das zielbewußte unentwegte Fortschreiten Rußlands, in den

weiten Ländergebieten östlich des kaspischen Meeres mit der Richtung auf Indien hin, steht im Begriff, mit der staatlichen Entwickelung der Gegenden, welche die transkaspische Bahn durchschneidet, und dem Vordringen Rußlands auf dem PamirPlateau einen neuen Impuls zu erhalten. Nicht mit Unrecht wird das große Geschick gerühmt, mit welchem Rußlands die Kolonisation und Assimilirung aller derjenigen von ihm unterworfenen Völkerschaften zu betreiben versteht, welche eine inferiorere Stufe der Kultur wie die Russen selbst einnehmen. Die türkischen und mongolischen Stämme am unteren Don und der Wolga sind seit Jahrhunderten in Rußland völlig aufgegangen, und selbst die Bewohner des Kaukasus sind nach einem beispiellos hartnäckigen, über 50 Jahre währenden glorreichen Vertheidigungskampfe heute gute Russen. Einen großen Antheil an diesen Assimilirungserfolgen der Russen haben anerkanntermaßen ihre Militär. Kolonien, deren Angehörige, Händler und Beamte im Verein mit slavischer Umgänglichkeit und Heirathsverbindungen zur raschen Russifizirung der unterworfenen Gebiete wesentlich beitragen, während die russische Regierung gleichzeitig bestrebt ist, hervorragende Persönlichkeiten jener neuerworbenen Länder in ihre Dienste zu ziehen und auszuzeichnen.

Der neuerdings russischerseits geplante Bau einer Eisenbahnverbindung über den Kaukasus von Wladikawkas nach

Zeitfragen. N. F. VII. 100.

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Tiflis, von wo bereits heute die Süd-Kaukasus-Bahn nach Baku am kaspischen Meer führt, und von welchem Hafen aus der Seetransport über das kaspische Meer nach Usuntda nur 19 bis 24 Stunden in Anspruch nimmt, erscheint nur geeignet, in seinen Konsequenzen sowohl die Entwickelung der transkaspischen Ge biete Rußlands zu fördern als den Transport russischer Truppen nach jenen Gegenden zu beschleunigen und somit die strategische Verbindungslinie einer Operation Rußlands gegen Indien erheblich abzukürzen und zu verbessern; zum mindesten muß diese Abkürzung, da die beabsichtigte Bahnverbindung einen ca. 20 Meilen langen Marsch durch Hochgebirge und ein doppeltes Ein- und Ausladen der Truppen und ihres gewaltigen Trains erspart, auf etwa 2 Wochen veranschlagt werden.

Der bereits in Angriff genommene Bau der Bahn von Wladikawkas nach Petrowsk am kaspischen Meer aber wird in nicht allzu ferner Zeit diesen nebst dem des südlich gelegenen Derbend für die Verbindung Rußlands mit Transkaspien wichtigen Hafen dem südrussischen Bahnnez anschließen und somit eine neue, verbesserte Kommunikationslinie nach jenem russischen Etappen, punkt auf dem Wege nach Indien schaffen, von welchem aus die Ueberfahrt über das kaspische Meer nach Usuntda ebenfalls nur kurze Zeit, etwa 2 Tage, in Anspruch nimmt. Die Transportmittel, welche Rußland für eine derartige Ueberfahrt seiner Truppen im kaspischen Meere verfügbar machen kann, bestehen nicht nur in den 15 Dampfern (darunter 8 armirte) der kaspischen Flotte,1 sondern auch in den zahlreichen Schiffen der Handelsflotte, von denen 10000 jährlich den Hafen von Baku besuchen, und unter denen über 50 große Petroleumdampfer eine für den Truppentransport besonders wichtige Stelle einnehmen. Mit einer derartigen, nach Bedarf seitens der russischen Heeresleitung durch gecharterte Schiffe zu verstärkenden Dampferflotille aber ist dieselbe in der Lage, allen,

selbst den weitgehendsten Ansprüchen an den Transport der gewaltigen Massen an Verpflegungs- und Kriegsmaterial aller Art, welches die angedeutete Operation erfordern würde, gerecht zu werden.

Bereits unter der Regierung Katharina II. und Paul I. hatten die russischen Erwerbungen transkaspischen Gebietes, zunächst im Nordosten des kaspischen Meeres in der KirgisenSteppe, begonnen; seitdem fanden dieselben unter der Herrschaft Nikolaus I., Alexander II. und Alexander III. ihre stetige Fortsetzung nach Süden und Südosten hin. Noch befinden sich Afghanistan und wohl nur dem Namen nach das unter russischem Einfluß stehende Chanat Bokhara und das streitige Pamirgebiet als „Pufferstaaten" zwischen Rußland und den britischen Besizungen in Indien; allein diese Staaten, an und für sich ohne sehr erheblich in Betracht kommende organisirte kriegerische Widerstandskraft und nicht von an ihrer Integrität interessirten schlag. fertigen Garantiemächten geschüßt und beschirmt, bilden für einen Angriff Rußlands auf das Britische Indien kein wesentlich in Betracht kommendes Hinderniß.

Heute erreicht die russische transkaspische Bahn das nur ca. 65 g. Meilen von Herat entfernte Duschak an der persischen Grenze, und steht im Begriff bis zu dem 150 km entfernten AltSerachs verlängert zu werden. Die russische Machtsphäre nähert sich somit erheblich dem Gebiete von Herat, dem „Thore von Indien“.

Der derzeitige Ausschiffungspunkt für eine russische Expedition gegen Herat, Duschak, ist überdies durch die unvergleichlich starke ihm ca. 40 km südlich vorgelegene Position von Kelat i Nadiri, eine Bergfeste, welche Persien im Jahre 1889 an Rußland abtrat, vollkommen geschüßt.

Es sei hier gestattet, einen Blick auf den heutigen Zustand von Russisch-Central-Asien zu werfen, wie allerdings viel

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leicht nicht ohne Voreingenommenheit

britische Reisende,

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besonders C. E. Biddulph, dem wir hier folgen, denselben mit Ausnahme Ferghanas schildern. Alle Illusionen hierin stimmen dieselben überein —, welche sich an die Namen Merw, Bokhara und Samarkand knüpfen, verschwinden, wenn man jene Gegenden betritt; dieselben unterscheiden sich in keiner Weise von Hunderten von Städten in anderen Theilen Asiens und erreichen dieselben weder an Resten entschwundener Größe, sowie besonders nicht an Einwohnerzahl. Auch die von früheren Schriftstellern und Reisenden über die Bevölkerung und Hülfs. quellen dieser Länder gemachten Angaben stellen sich als übertrieben dar; denn neuere Untersuchungen und Beobachtungen an Ort und Stelle ergaben, daß das unter dem Namen Transkaspien zusammengefaßte Gebiet nie stärker wie heute bevölkert gewesen sein kann und, und zwar einfach infolge des in ihm herrschenden Mangels an Wasser, ohne welches der fruchtbarste Boden - und manche Theile jenes Gebietes bestehen aus solchem ebenso werthlos für die Existenzbedingungen ist, wie der Sand der Wüste.

Die einzigen zur Bewässerung beitragenden Flüsse vom kaspischen Meere bis Samarkand sind der Oxus, der Zarafshan, der Murghab, sowie einige kleinere Gewässer, und unter ihnen besizen der Oxus und der Zarafshan mehr die Beschaffenheit von wilden Bergströmen, wie von stetig fließendeu Gewässern. Sie sind an Bänken, Untiefen und Inseln durchseßt, und ihr breites, oft nur mit sehr wenig Wasser gefülltes Bett wird nur zur Zeit der Schneeschmelze im Hindukusch und auf dem PamirPlateau von einem reißenden Strom durchtobt.

Eine Prüfung der Ruinen der Städte Bairan Ali und Sultan Sanjar im Gebiete von Merw ergiebt, daß diese Städte höchstens eine Bevölkerung von etwa 50 000 Menschen gehabt haben können. Der Mangel an gebrannten Ziegeln in den

alten Gebäuden von Bokhara und Samarkand, sowie in den Ruinen von Giaurkala deutet auf Mangel an Holz zum Ziegelbrennen in jenen Gegenden seit alter Zeit hin, und die „Wiederbewaldung" dieser Gebiete würde in der That ein der Unternehmungslust seiner jezigen Beherrscher würdiges Unternehmen sein, und es ist überraschend, daß in dieser Hinsicht von den Russen bereits gemachte Anfänge von großem Erfolge begleitet gewesen sind. Bei jeder Station von einiger Bedeutung befinden sich heute von ihnen angelegte ausgedehnte Anpflanzungen junger Bäume, welche nach und nach an die Wasserläufe dahin vertheilt werden sollen, wo sie vor den Kameelen, Ziegen und anderen Widersachern des Pflanzenreiches geschüßt sind.

Aus dem Gesagten ist jedoch ersichtlich, daß die Russen bei ihrem Vorschreiten gegen die afghanische Grenze · was immer sein künftiger Werth sein mag, — heute, wo europäische Einflüsse und Energie sich demselben widmen, wenig erworben haben, was bis jezt des Besiges werth ist, oder um den Skobeleffschen Ausdruck zu gebrauchen, „die asiatische Haut ist bis jezt das Gerben nicht werth gewesen."

Allein es bleiben den Russen die strategischen Vortheile, welche aus den vorgeschobenen Positionen, welche sie erreicht haben, erwachsen, obgleich es zweifelhaft ist, ob ihr Vordringen in dieser speziellen Absicht unternommen wurde, und wahrscheinlicher, daß ihnen dasselbe von den Umständen in derselben Weise aufgedrängt wurde, wie die allmähliche Eroberung Ost. indiens der Ostindischen Compagnie, einer Handelsgesellschaft, deren leztes Ziel territoriale Vergrößerung war. Mit der Erlangung dieser beabsichtigten oder ihnen zugefallenen Vortheile ist es natürlich, daß die Russen aus ihnen soviel als möglich zu machen suchen und ihren Werth übertreiben. Allein der wirkliche Werth derselben ist ein Gegenstand, welchen nur militärische Fachmänner, welche jene Gebiete besucht oder studirt

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