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in einem am 22. Januar 1834 in der Bank abgehaltenen Meeting eine Petition an den König und die beiden Häuser des Parlaments vor, in welcher als Uebergangsmassregel auch die Errichtung von Arbeitsbörsen in jedem Dorfe von Staats wegen verlangt wurde. 47

Die Einwendungen, welche Rodbertus in seiner Schrift über den Normalarbeitstag gegen das Projekt Owen's erhebt, sind folglich vollständig ungegründet. Rodbertus bemerkt über den Vorschlag Owen's folgendes: „Wenn man eine Stunde Schusterarbeit nach Sonnenzeit berechnet einer Stunde Weberarbeit gleichfalls nach Sonnenzeit berechnet — gleichsetzt, so kann ein solches Wertsystem allerdings nicht vorwärts helfen, denn es ist dann ein allgemeines Prämiierungssystem der Faulheit, ganz abgesehen von dem in der That kindischen Versuch, ein solches System fakultativ wie eine Aktiengesellschaft gründen zu wollen."48 Aus der obigen Darstellung ergiebt sich, dass Owen das Wesen der normalen Arbeit und die Notwendigkeit der staatlichen Intervention lange Zeit vor Rodbertus sehr klar erkannt hat.

Ueberhaupt ist die Stellung, welche Rodbertus gegenüber dem Projekt Owen's einnimmt, für den Dilettantismus charakteristisch, mit welchem dieser in Deutschland so viel bewunderte Schriftsteller die sociale Frage behandelt hat. Rodbertus gesteht offen ein, dass er im Jahre 1842, als er die Schrift Zur Erkenntnis unserer staatswirtschaftlichen Zustände" schrieb, von dem Versuche Owen's (1832) keine Kenntnis hatte, obgleich doch durch diesen letzteren sein Vorschlag ein Arbeitsgeld zu schaffen 49 längst anticipiert worden war. Dreissig Jahre später, als Rodbertus den Aufsatz über

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47 Crisis vom 1. Februar 1834, Bd. 3, S. 184.

48 Rodbertus, in dem Aufsatz „Der Normalarbeitstag" in den Kleinen Schriften (1890) S. 350.

49 Rodbertus, Zur Erkenntnis unserer staatswirtschaftlichen Zustände I, 1842, S. 164-175.

den Normalarbeitstag verfasste (1871), hatte er von der Arbeitstauschbank Owen's bereits Kenntnis erlangt, aber nur aus Reybaud's Études sur les Réformateurs ou Socialistes modernes, 50 also aus einer Schrift, in welcher, wie jeder Fachmann auf den ersten Blick erkennen muss, die gröbsten Irrtümer nach Hunderten zählen. Natürlich musste Rodbertus durch die ganz unrichtigen und lückenhaften Angaben Reybaud's zu falschen Schlüssen verleitet werden, da er sonst, wie er uns selbst versichert, über die Projekte Owen's und Anderer (trotz der so reichhaltigen Litteratur über diese Fragen) „nichts weiter erfahren hatte".51 Auch die Schriften Mazel's (§. 7 Note 2), dessen Vorschläge mit jenen Rodbertus' in den meisten Punkten übereinstimmen, scheinen ihm vollständig unbekannt geblieben zu sein.

Fragen wir nun schliesslich, welchen praktischen Wert

50 Die von Rodbertus, Kleine Schriften S. 349, citierten Ausführungen finden sich in den Études Bd. 1, 7. Aufl., 1864, S. 245.

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51 Marx und Engels sind übrigens über die Arbeitstauschbanken dieses für die Entwicklung der socialistischen Werttheorie entscheidende Experiment nicht besser unterrichtet als Rodbertus. Marx behauptet nämlich in seiner Schrift: Misère de la philosophie, 1847, S. 82, in allem Ernst, dass die Equitable-labour-exchange-bazars durch die im Jahre 1839 erschienene Abhandlung von J. F. Bray: Labour's wrongs and labour's remedy hervorgerufen worden seien und Engels lässt in der deutschen Uebersetzung der Misère de la philosophie, 1885, S. 62, diese Notiz unter Hinzufügung einiger missverständlicher Bemerkungen über Proudhon's Volksbank neuerdings abdrucken. In Wirklichkeit wurden die Arbeitstauschbanken vom Jahre 1832 an gegründet und waren schon geraume Zeit vor dem Jahre 1839 (z. B. die Londoner Bank im Jahre 1834) wieder zu Grunde gegangen (vgl. die „Crisis" vom 31. Mai und 7. Juni 1834, Bd. 4, S. 64, 71, und die Erzählung Owen's in: New Moral World vom 17. Oktober 1835, Bd. 1, S. 400). Wenn die Vorschläge Bray's (a. a. O. S. 157-161 und passim) in Beziehung auf das Arbeitsgeld eine gewisse Aehnlichkeit mit der Arbeitstauschbank Owen's besitzen, so hat natürlich Bray aus den Arbeiten Owen's geschöpft, nicht umgekehrt.

Menger, Arbeitsertrag. 2. Aufl.

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die Vorschläge von Rodbertus besitzen, so werden wir wohl antworten müssen, dass wir es hier mit einer offenbaren Utopie zu thun haben. Rodbertus hat seine Vorschläge, wie aus dem neuerdings publicierten vierten socialen Briefe hervorgeht, ursprünglich für ein kommunistisches Gemeinwesen ohne Privateigentum an Grund und Boden und am Kapital berechnet. Eine eingehendere Kritik seiner Vorschläge kann also erst dort geliefert werden, wo ich das Verhältnis der kommunistischen Gesellschaftsordnung zu dem Recht auf den vollen Arbeitsertrag in Betracht ziehen werde (§. 13). Hier will ich nur jene Bedenken besprechen, welche sich ergeben, wenn man sich jene Vorschläge in einem Gesellschaftszustand durchgeführt denkt, in welchem das individuelle Grund- und Kapitaleigentum noch fortbesteht.

In einem solchen Gesellschaftszustand würde die Preisbestimmung aller Waren und Dienstleistungen durch den Staat, gleichviel ob dieselbe in Metall- oder in Arbeitsgeld erfolgt, in einem fortwährenden Widerspruch mit den wirtschaftlichen Interessen aller grossen und kleinen Unternehmer auf dem Gebiete der Landwirtschaft, des Gewerbes und des Handels stehen. Gerade diese zahllosen selbständigen Unternehmer bilden in einem Staat mit individuellem Grund- und Kapitaleigentum die entscheidende Macht, welche durch den äussersten staatlichen Terrorismus wohl zeitweilig gebeugt, aber, so lang das Privateigentum besteht, niemals gebrochen werden kann. Dies hat sich bei der Durchführung des Diokletianischen Edikts und des Maximum während der französischen Revolution klar genug gezeigt, obgleich eine gesetzliche Preisbestimmung in Metallgeld sich viel leichter durchführen lässt, als eine mehr oder weniger willkürliche Preisbestimmung in durchschnittlicher Arbeitszeit. Und doch haben Diokletian und die Terroristen der französischen Revolution die Durchführung ihrer Dekrete durch Lebens- und Kerkerstrafen zu erzwingen gesucht.

Man darf auch nicht vergessen, dass eine allgemeine Bestimmung des Preises der Waren und Dienstleistungen durch den Staat es zugleich notwendig macht, den Unternehmern die Verpflichtung zum Verkaufe der entbehrlichen Produkte aufzulegen, weil sie sonst durch ihre blosse Passivität die gesetzliche Preisliste ad absurdum führen könnten. Thatsächlich haben auch die Gesetze Diokletian's und der französischen Revolution über denjenigen, welcher entbehrliche Produkte zurückbehielt (den accapareur) ebenso strenge, ja strengere Strafen verhängt als über jene, welche die gesetzliche Preisliste verletzt hatten. Dass aber ein Zustand, in welchem die staatlichen Organe den Unternehmern vorschreiben können, was sie zu verkaufen haben, die Freiheit und Selbständigkeit der Individualwirtschaft vollständig vernichtet und alle Nachteile des Privat- und Kollektiveigentums vereinigt, liegt auf der Hand. Wahrscheinlich wäre deshalb das Römische Reich und Frankreich, wenn die bestehenden Machtverhältnisse eine Fortdauer jenes Zustandes gestattet hätten, sehr bald zum reinen Kollektiveigentum übergegangen.

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52 Ueber die Frage, ob bei Aufrechterhaltung der Individualwirtschaft eine staatliche Fixierung des Preises der wichtigsten Lebensbedürfnisse möglich und nützlich sei, kann noch heute die Diskussion des französischen Konvents über die Aufhebung des Maximum vom 23. und 24. Dezember 1794 (im Moniteur vom 26. und 27. Dezember 1794) mit Nutzen gelesen werden. Freilich wird der Wert dieser Debatten durch den reaktionären Fanatismus, der sich in fast allen Reden offenbart, beträchtlich vermindert.

§. 9. Marx.

Während Rodbertus im Wesentlichen die Gedanken der französischen Socialisten, namentlich der Saint-Simonisten. und Proudhon's wiedergiebt, steht Marx vollständig unter dem Einfluss des älteren englischen Socialismus, insbesondere William Thompson's. Sieht man von den zahlreichen mathematischen Formeln ab, die Marx in die Darstellung einmischt und welche die Sache mehr verdunkeln als aufklären, so ist die ganze Mehrwertstheorie: der Begriff des Mehrwertes, seine Bezeichnung und die Ansichten über die Höhe desselben im Wesentlichen den Schriften Thompson's entnommen.1 Nur

1 Vgl. Marx, Das Kapital, 1. Bd., 3. Aufl., 1883, S. 125, 193 ff. mit William Thompson, Distribution of wealth, S. 163 ff. (2. Aufl., S. 125 ff.). Engels, der noch in seiner Streitschrift gegen Dühring, 1877, S. 10, 162, und in seiner Broschüre „Die Entwicklung des Socialismus von der Utopie zur Wissenschaft“, 1882, S. 27, Marx als Entdecker des Mehrwerts pries und von dieser epochemachenden Entdeckung die Entstehung des wissenschaftlichen Socialismus datierte, scheint nunmehr in der Vorrede zum zweiten Bande des „Kapital“, 1885, S. XIV, zugeben zu wollen, dass Marx in Beziehung auf seine Mehrwertstheorie schon unter den älteren englischen Socialisten Vorgänger gehabt hat. Doch bezweifle ich, dass Marx seine Ansichten über diese Frage aus der von Engels citierten Broschüre „The Source and Remedy of the National Difficulties“, London, 1821, die nur einige schwache Andeutungen der Mehrwertstheorie enthält, entlehnt hat. Die wahren Entdecker des Mehrwertes sind Godwin, Hall und namentlich William Thompson (oben §. 3-5). Marx selbst hat die Quellen seiner Ansichten, ähnlich wie Rodbertus, verschwiegen, obgleich er

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