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Teufel sind, diese, den dummen Teufel Wellington an ihrer Spitze, erheben jetzt ihr Siegesgeschrei. Schelte mir keiner den armen Georg, er mußte den Umständen nachgeben. Man kann nicht leugnen, daß nach Cannings Tode die Whigs nicht im Stande waren, die Ruhe in England zu erhalten, da die Maßregeln, die sie deshalb zu ergreifen hatten, beständig von den Tories vereitelt wurden. Der König, dem die Erhaltung der öffentlichen Ruhe, d. h. die Sicherheit seiner Krone, als das Wichtigste erscheint, mußte daher den Tories selbst wieder die Verwaltung des Staates überlassen. Und, O! sie werden jetzt wieder, nach wie vor, alle Früchte des Volksfleißes in ihren eigenen Säckel hineinverwalten, sie werden als regierende Kornjuden die Preise ihres Getreides in die Höhe treiben, John Bull wird vor Hunger mager werden, er wird endlich für einen Bissen Brot sich leibeigen selbst den hohen Herren verkaufen, sie werden ihn vor den Pflug spannen und peitschen, er wird nicht einmal brummen dürfen, denn auf der einen Seite droht ihm der Herzog von Wellington mit dem Schwerte, und auf der andern Seite schlägt ihn der Erzbischof von Canterbury mit der Bibel auf den Kopf- und es wird Ruhe im Lande sein.

Die Quelle jener Übel ist die Schuld, the national debt, oder wie Cobbett sagt, the kings debt. Cobbett bemerkt nämlich mit Recht: während man allen Instituten den Namen des Königs voransetzt, z. B. the kings army, the kings navy, the kings courts, the kings prisons etc., wird doch die Schuld, die eigentlich aus jenen Instituten hervorging, niemals the kings debt ge= nannt, und sie ist das Einzige, wobei man der Nation die Ehre erzeigt, etwas nach ihr zu benennen.

Der Übel größtes ist die Schuld. Sie bewirkt zwar, daß der englische Staat sich erhält, und daß sogar des=

sen ärgste Teufel ihn nicht zu Grunde richten, aber sie bewirkt auch, daß ganz England eine große Tretmühle geworden, wo das Volk Tag und Nacht arbeiten muß, um seine Gläubiger zu füttern, daß England vor lauter Zahlungssorgen alt und grau und aller heiteren Jugendgefühle entwöhnt wird, daß England, wie bei starkverschuldeten Menschen zu geschehen pflegt, zur stumpfsten Resignation niedergedrückt ist, und sich nicht zu helfen weiß - obgleich 900,000 Flinten und eben so viel Säbel und Bajonette im Tower zu London aufbewahrt liegen.

VII

Die Schuld

Als ich noch sehr jung war, gab es drei Dinge, die mich ganz vorzüglich interessierten, wenn ich Zeitungen las. Zuvörderst, unter dem Artikel »Großbritannien«, suchte ich gleich: ob Richard Martin keine neue Bittschrift, für die mildere Behandlung der armen Pferde, Hunde und Esel dem Parlamente übergeben. Dann, unter dem Artikel »Frankfurt«, suchte ich nach, ob der Herr Doktor Schreiber nicht wieder beim Bundestag für die großherzoglich hessischen Domänenkäufer eingekommen. Hierauf aber fiel ich gleich über die Türkei her, und durchlas das lange Konstantinopel, um nur zu sehen, ob nicht wieder ein Großvezier mit der seidenen Schnur beehrt worden.

Dieses letztere gab mir immer den meisten Stoff zum Nachdenken. Daß ein Despot seinen Diener ohne Umstände erdrosseln läßt, fand ich ganz natürlich. Sah ich doch einst in der Menagerie, wie der König der Tiere so sehr in majestätischen Zorn geriet, daß er gewiß manchen unschuldigen Zuschauer zerrissen hätte, wäre

er nicht in einer sichern Konstitution, die aus eisernen Stangen verfertigt war, eingesperrt gewesen. Aber was mich Wunder nahm, war immer der Umstand, daß nach der Erdrosselung des alten Herrn Großveziers sich immer wieder jemand fand, der Lust hatte, Großvezier zu werden.

Jetzt, wo ich etwas älter geworden bin, und mich mehr mit den Engländern als mit ihren Freunden, den Türken, beschäftige, ergreift mich ein analoges Erstaunen, wenn ich sehe, wie nach dem Abgang eines englischen Premier-Ministers gleich ein anderer sich an dessen Stelle drängt, und dieser andere immer ein Mann ist, der auch ohne dieses Amt zu leben hätte, und auch (Wellington ausgenommen) nichts weniger als ein Dummkopf ist. Schrecklicher als durch die seidene Schnur endigen ja alle englischen Minister, die länger als ein Semester dieses schwere Amt verwaltet. Besonders ist dieses der Fall seit der französischen Revolution, Sorg und Not haben sich vermehrt in Downingstreet, und die Last der Geschäfte ist kaum

zu ertragen.

Einst waren die Verhältnisse in der Welt weit einfacher, und die sinnigen Dichter verglichen den Staat mit einem Schiffe und den Minister mit dessen Steuermann. Jetzt aber ist alles komplizierter und verwickelter, das gewöhnliche Staatsschiff ist ein Dampfboot geworden, und der Minister hat nicht mehr ein einfaches Ruder zu regieren, sondern als verantwortlicher Enginer steht er unten zwischen dem ungeheuern Maschinenwerk, untersucht ängstlich jedes Eisenstiftchen, jedes Rädchen, wodurch etwa eine Stockung entstehen könnte, schaut Tag und Nacht in die lodernde FeuerEsse, und schwitzt vor Hitze und Sorge sintemalen durch das geringste Versehen von seiner Seite der

große Kessel zerspringen, und bei dieser Gelegenheit Schiff und Mannschaft zu Grunde gehen könnte. Der Capitain und die Passagiere ergehen sich unterdessen ruhig auf dem Verdecke, ruhig flattert die Flagge auf dem Seitenmast, und wer das Boot so ruhig dahin schwimmen sieht, ahnet nicht, welche gefährliche Maschinerie und welche Sorge und Not in seinem Bauche verborgen ist.

Frühzeitigen Todes sinken sie dahin, die armen verantwortlichen Enginers des englischen Staatsschiffes. Rührend ist der frühe Tod des großen Pitt, rührender der Tod des größeren Fox. Perceval wäre an der ge= wöhnlichen Ministerkrankheit gestorben, wenn nicht ein Dolchstoß ihn schneller abgefertigt hätte. Diese Ministerkrankheit war es ebenfalls, was den Lord Castle= reagh so zur Verzweiflung brachte, daß er sich die Kehle abschnitt zu North-Cray in der Grafschaft Kent. Lord Liverpool sank auf gleiche Weise in den Tod des Blödsinns. Canning, den göttergleichen Canning, sahen wir vergiftet von hochtorieschen Verleumdungen, gleich einem kranken Atlas, unter seiner Weltbürde niedersinken. Einer nach dem andern werden sie eingescharrt in Westminster, die armen Minister, die für Englands Könige Tag und Nacht denken müssen, während diese, gedankenlos und wohlbeleibt, dahinleben bis ins höchste Menschenalter.

Wie heißt aber die große Sorge, die Englands Ministern Tag und Nacht im Gehirne wühlt und sie tötet? Sie heißt: the debt, die Schuld.

Schulden, eben so wie Vaterlandsliebe, Religion, Ehre usw. gehören zwar zu den Vorzügen des Menschen denn die Tiere haben keine Schulden - aber sie sind auch eine ganz vorzügliche Qual der Menschheit, und wie sie den einzelnen zu Grunde richten, so

bringen sie auch ganze Geschlechter ins Verderben, und sie scheinen das alte Fatum zu ersetzen in den Nationaltragödien unserer Zeit. England kann diesem Fatum nicht entgehen, seine Minister sehen die Schrecknisse herannahen, und sterben mit der Verzweiflung der Ohnmacht.

Wäre ich Königlich preußischer Oberlandeskalkulator oder Mitglied des Geniecorps, so würde ich, in ge= wohnter Weise, die ganze Summe der englischen Schuld in Silbergroschen berechnen, und genau angeben, wie vielmal man damit die große Friedrichstraße oder gar den ganzen Erdball bedecken könnte. Aber das Rechnen war nie meine Force, und ich möchte lieber einem Engländer das fatale Geschäft überlassen, seine Schulden aufzuzählen, und die daraus entstehende Ministernot herauszurechnen. Dazu taugt niemand besser als der alte Cobbett, und aus der letzten Nummer seines Registers liefre ich folgende Erörterungen.

»Der Zustand der Dinge ist folgender:

1) Diese Regierung, oder vielmehr diese Aristokratie und Kirche, oder auch, wie Ihr wollt, diese Regierung borgte eine große Summe Geldes, wofür sie viele Siege, sowohl Land- als Seesiege, gekauft hat — eine Menge Siege, von jeder Sorte und Größe.

2) Indessen muß ich zuvor bemerken, aus welcher Veranlassung und zu welchem Zwecke man diese Siege gekauft hat: die Veranlassung (occasion) war die französische Revolution, die alle aristokratischen Vorrechte und geistlichen Zehnten niedergerissen hatte, und der Zweck war die Verhütung einer Parlamentsreform in England, die wahrscheinlich ein ähnliches Niederreißen aller aristokratischen Vorrechte und geistlichen Zehnten zur Folge gehabt hätte.

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