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Ob eine besondere Veranlassung diesen Stillstand gebot, darüber war man nicht vollständig im Klaren, doch konnte es dem Oberst von Geismar nicht unbekannt sein, daß Napoleon danach strebte, sich mit Mortier und Marmont zu vereinigen, und in der Richtung von Laon wieder vorzurücken, und da man seit mehreren Tagen in der Richtung von Soissons kanoniren hörte, so gab es eine Krisis, deren Entscheidung man abwarten mußte, bevor an neue isolirte Operationen des Streifcorps zu denken war.

Die in der Nacht zum 8. März eingehenden Nachrichten machten aber alle bisher gehegten Vermuthungen zur Gewißheit, daß die Verbündeten Soissons abermals verlassen und beide oben genannten französischen Marschälle sich mit Napoleon vereinigt hätten, der nun das schlesische Heer unter Blücher, folglich auch den General von Bülow unaufhaltsam zum Rückzuge auf Laon dränge, daß die feindliche Besagung von Compiegne verstärkt, Chauny von den Preußen geräumt worden sei.

Um die weitere Entwickelung dieser Katastrophe abzuwarten, entschloß sich Oberst von Geismar sogleich, den 8. März über Chauny sich bis hinter den die Somme mit der Oise verbindenden Kanal von Jussy zurückzuziehen. Nach mehrtägigem Regen war wieder heftige Kälte eingetreten, und machte den Marsch der stets nur im Freien lagernden Truppe höchft beschwerlich, so daß wegen hartgefrorenem Boden auf den Fütterungsplägen sogar keine Pfähle mehr eingetrieben werden konnten, und die Pferde bei Frost und starkem Schneefall von ihren Reitern dabei abwechselnd selbst gehalten werden mußten.

Die Nähe Napoleons wirkte elektrisch auf die Energie des französischen Volkes. Er hatte neue Aufrufe an alle Nationalgarden ergehen lassen und bewaffnete Banden der Stadt- und Landbevölkerung, sogenannte Blousenmänner, nach der Terminologie der deutschen Soldaten aber,,Blaukittel" genannt, zeigten sich fast überall, und geboten dadurch dem Streifcorps, auf seinem Marsche

stets die größte Vorsicht zu beobachten, die stark bevölkerten Orte klüglich zu umgehen und oft Halt zu machen, um das plözlich so unsicher gewordene Feld seiner Thaten nach allen Richtungen hin zu sondiren, auch nirgends länger zu verweilen, als zum Füttern der Pferde nothwendig war.

In der Richtung rechts aus der Gegend von Laon vernahm man dabei einen immer heftiger werdenden Kanonendonner, und schwebte aus Mangel an sichern Nachrichten über die Stellung des großen Heeres in der peinlichsten Ungewißheit und Spannung.

So wurde der Marsch rastlos bei Tag und Nacht fortgeseßt, bis das Corps den 10. März Abends in Ribemont anlangte, hier aber die erste Kunde von dem am 9. März bei Laon erfochtenen Siege Blüchers erhielt, so daß Oberst von Geismar nun den Entschluß faßte, augenblicklich wieder zur Offensive überzugehen.

Das erste Ziel, das er dabei ins Auge faßte, war das nur eine deutsche Meile westlich von Ribemont gelegene St. Quentin, das er sofort durch eine Rekognoszirung zur Uebergabe auffordern ließ, jedoch ohne Erfolg, weshalb er am 11. März mit dem ganzen Corps dahin aufbrach.

Diese Stadt, mit einer Bevölkerung von ungefähr 12,000 Seelen, am linken Ufer der Somme auf einer Anhöhe und an dem nach ihr benannten Kanal liegend, ist nur nach der ältesten Manier befestigt und hatte bei einer gegen 1200 Mann ansteigenden Befagung Nationalgarden bisher allen vorübergehenden Abtheilungen der Verbündeten den Eintritt verweigert, denn auch die Zugänge zu den Vorstädten waren verbarrikadirt.

Bei der Unzulänglichkeit der Streitmittel des Streifcorps, das, wie bekannt, nur aus Berittenen ohne Infanterie und Artillerie bestand, konnte von seiner Seite nicht an die Möglichkeit eines gewaltsamen Angriffs gedacht werden, doch war es möglich, List und Klugheit im Verbande mit dem entmuthigenden Eindrucke erfolgreich zu benußen, den die Nachricht von dem glänzenden Siege

bei Laon unerläßlich auf die Stimmung der Besaßung hervorgebracht haben mußte.

Man mußte daher, um ihr möglichst zu imponiren, stärker erscheinen, als man war. Alles was zu Pferde war, selbst die Weiber und die Reitknechte nicht ausgenommen, rückte daher in Linie, und zog sich in einem großen Halbkreise um den südlichen Theil der Stadt, jedoch in gehöriger Entfernung, um zwar vom Feinde gesehen zu werden, ohne aber dabei die optische Täuschung zu verlieren, daß Alles in nicht mehr als nur einem Gliede aufgestellt war. Einige aus den nahen Dörfern herbeigeholte Karren, die man durch aufgelegte Rundbäume oder Röhren u. s. w. als Kanonen und Munitionswagen herauspußte, ohne von der Festung aus ihre wahre Beschaffenheit beurtheilen zu können, wurden drohend gegen dieselbe auf den angemessenen Punkten aufgeführt, während Kosacken absigen und in einzelnen Trupps sich den verrammelten Zugängen der Vorstadt nähern mußten.

Sobald als alle diese Angriffsanstalten getroffen waren, ließ Oberst von Geismar die lezte Aufforderung zur Uebergabe der Stadt ergehen und fügte die Drohung hinzu, daß im Weigerungsfalle diese sofort in Brand geschossen werden solle. Die dem Kommandanten vergönnte Bedenkzeit war kurz genug, denn sie betrug nur eine halbe Stunde, und so ging derselbe wirklich auf die ihm gestellten Bedingungen ein.

Es befanden sich bei der Besagung 400 Mann sogenannter gardes urbaines, eine aus gedienten Soldaten oder Veteranen gebildete Nationalgarde, die wahrscheinlich den Dienst im Plaze als eines kaiserlichen Depots versehen hatten. Diese erhielten freien Abzug mit kriegerischen Ehren. Der Rest der Besazung wurde zwar entwaffnet, aber ebenfalls frei entlassen.

Die Einnahme von St. Quentin war in vieler Hinsicht von Wichtigkeit; in derselben befanden sich nicht nur 200 Kranke in dem daselbst eingerichteten Militairhospital vor, dessen Requisiten

den nahen verbündeten Heeresabtheilungen bald sehr nüglich wurden, ingleichen auch eine Stückgießerei; nächstdem wurden 1 preußischer Rittmeister, 15 andere Offiziere, meistens Engländer, und einige Hundert Soldaten aus der Gefangenschaft befreit.

In der Stückgießerei fand man gegen alle Erwartung keine Geschüßröhre oder andere Vorräthe an Kriegsbedürfnissen; es wurden sofort nach allen Seiten hin energische Nachforschungen angestellt, die auch alsbald sehr befriedigende Resultate lieferten; man entdeckte, daß eine ansehnliche Zahl von Geschüßröhren theils im Kanal versenkt, theils in den Räumen der Kanalschiffe verborgen sei, meistens Stücke von schwerem Kaliber, die aber sämmtlich nach einer anstrengenden 48stündigen Arbeit wieder zu Tage gefördert, nach dem Aufgebot der nöthigen Transportmittel verladen, und unter Bedeckung vorläufig in das Hauptquartier des General von Bülow, von da aber weiter bis nach Avesne abgeführt und unter den Schuß des russischen Kommandanten gestellt wurden, bis der Herzog sie zum dritten deutschen Armeecorps würde abholen lassen, da der Oberst von Geismar diese Eroberung als eine wohlerworbene säch fische betrachtete.

Am 12. März traf ein russischer General mit 1 Bataillon Infanterie, 1 Kosackenregiment und 4 Geschüßen von der Division des Grafen Langeron vor St. Quentin ein, mit der Bestimmung, diesen Plaz anzugreifen und zu nehmen, war aber nicht wenig überrascht, daß ihn das Streifcorps dieser Mühe schon überhoben hatte, weshalb er mit seiner Abtheilung des andern Tages wieder abmarschirte.

Durch das Ausgraben und Verladen der in ihrem Versteck aufgefundenen Geschüßröhre wurde das Streifcorps genöthigt, seinen Aufenthalt in St. Quentin bis zum 16. März zu verlängern und es lagerten die gesammten Reiter desselben während dieser Zeit wie gewöhnlich bei der Gluth der Steinkohlenfeuer frei in den Straßen der Stadt, marschirten aber noch an dem genannten Tage nach

Ham ab, einer Stadt mit einem festen Schloffe, welche beide aber der Feind vor dem Eintreffen des Corps daselbst verließ.

Dem längst gefühlten und oft ausgesprochenen Bedürfniß des Oberst von Geismar, seinem Reitercorps wenigstens ein Geschüß beifügen zu können, um den Angriffen, namentlich gegen die geschlossenen Thore der Städte den erforderlichen Nachdruck zu geben, wurde endlich hier dadurch genügt, daß der General von Bülow ihm einen berittenen preußischen Sechspfünder überwies, dessen unvollständige Bedienungsmannschaft sofort aus der Mitte des Corps durch freiwillige Uhlanen, Husaren und Kosacken ergänzt und diese auf ihre neuen Funktionen als Artilleristen eingeübt wurden.

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Konnte auch durch den Zuwachs eines einzelnen Geschüßes das taktische Gewicht jenes Streifcorps nicht um so schwerer in die Waage seiner Bedeutung fallen, und sollte auch die bisherige Beweglichkeit desselben das in einzelnen Augenblicken, um der gefahrdrohenden Ueberlegenheit feindlicher Kolonnen zu entgehen, oft mehrere Stunden Weges im Trabe zurücklegen mußte nicht ges schmälert werden, so waren dennoch die Vortheile, die derselbe ihm späterhin oft gewährte, nicht ohne Erheblichkeit, denn dieses Geschüß nebst seinem Munitionswagen war und blieb der einzige Train, der bei diesem Reitercorps gelitten werden sollte.

Den 18. März marschirte dasselbe nach Roye, zerstörte im Vorübergehen den Telegraphen von Parillers und rückte den 19. März in Montdidier ein, dessen Besazung sich bei Annäherung desselben zurückgezogen hatte. Auf frühere Anordnung des General von Bülow wurden in allen genannten Orten und deren Umgebungen starke Lieferungen für die Nordarmee ausgeschrieben und so weit es bei der knapp zugemessenen Zeit möglich war, auch wirklich eingetrieben.

Am Abend des 19. März brach das Corps nach St. Juft auf, während eine Abtheilung bis Clermont vordrang und die dort

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